Uri Gneezy beim VBEN: „Wer die Wirkung von Incentives versteht, kann sie viel besser machen“

Am 27. April 2017 gab der Verhaltensökonom Uri Gneezy beim „Vienna Behavioral Economics Network“ verblüffende Einsichten in die Wirkung von Anreizen auf menschliches Verhalten – und wie man Incentives besser gestalten kann.

Uri Gneezy, Foto: Viennamotion KG

Wie reagieren Eltern, wenn sie ihre Kinder zu spät aus dem Kindergarten abholen und dafür eine Geldstrafe bezahlen müssen? Wie verhalten sich Menschen, die mit Geld belohnt werden, wenn sie regelmäßig ins Fitnesscenter gehen? Tun sie tatsächlich mehr für ihre Gesundheit? Und sind amerikanische Schüler tatsächlich so schlecht in Mathematik, wie es der PISA-Test ausweist – oder hat das vielmehr mit dem Design des Tests zu tun?

Das alles sind Fragen, mit denen sich der Verhaltensökonom Uri Gneezy von der University of California, San Diegobeschäftigt. Sein Spezialgebiet sind Anreize (Incentives) und wie sie das Verhalten von Menschen systematisch verändern. Bei der 3. Veranstaltung des „Vienna Behavioral Economics Network“ am 27. April 2017 in Wien zum Thema „How Incentives lead to better performance. An evidence-based view“ erzählte Gneezy aus seiner Forschung.

Incentives wirken – aber nicht immer wie geplant

So holen Eltern ihre Kinder nämlich nicht früher vom Kindergarten ab, wenn sie bestraft werden – sie betrachten die Strafe vielmehr als Preis fürs Zuspätkommen, den sie gerne bezahlen. Geld für mehr Fitness wirkt leider auch nur kurzfristig ehe die Bequemlichkeit des Menschen wieder siegt.Und wenn man amerikanische Schüler beim PISA-Test für das Lösen der Aufgaben belohnt, werden ihre Leistungen deutlich besser, während sie im typischen Setting, anonym mathematische Probleme zu lösen ohne direktes Feedback zu erhalten, keinen Anreiz für besondere Anstrengungen sehen.

Allesamt Beispiele für die oft verblüffende Wirkung von Incentives. Gleichzeitig gab Uri Gneezy allerdings in seiner Keynote zu bedenken, dass die Ergebnisse der verhaltensökonomischen Forschung aus Labor- und Feldexperimenten noch keine Grundlage für eine universale Werkzeugkiste zum idealen Design von Incentives seien:

„Wir sind noch sehr weit von der magischen Wundermaschine für Verhaltensänderungen entfernt“, so Gneezy. „Aber wir wissen in manchen Zusammenhängen, wie und warum Anreize wirken. Und damit wissen wir auch, dass wir sie nochviel besser machen können.“

Eine Ansicht, die auch Rudolf Vogl, Personalchef der Raiffeisen Bank International AG (RBI), im Anschluss an Gneezys Keynote teilte, als er praktische Einblicke in das Design von Incentives aus Sicht der Human Ressources gab.


Save the date!
16. Mai 2016, 18:30, Wien
James Alm: How to improve Tax Compliance – Behavioral Economics & Public Policy

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