Lehren aus dem Corona-Lockdown: “Die Öffnung gelingt nur durch Kooperation und randomisiertes Testen”

Wie können die Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Corona-Pandemie minimiert werden? Beim dritten digitalen VBEN diskutierten die Verhaltensökonomen Gerhard Fehr und Martin Kocher die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Neustart der globalen Wirtschaft.

“Rückblickend ist man immer klüger”, sagte Martin Kocher beim dritten digitalen VBEN (Vienna Behavioral Economics Network) am 12. Mai 2020, bei dem der Leiter des Instituts für Höhere Studien in Wien mit Gerhard Fehr (CEO FehrAdvice & Partners AG, Zürich) die ersten Lehren aus dem globalen Lockdown diskutierte. “Dieser Virus ist in seinem Verhalten für uns Menschen schwierig zu verstehen”, so Gerhard Fehr. “Und die Daten, die wir heute haben, hatten wir Mitte März nicht zur Verfügung.” Niemand wisse, was ohne Lockdown passiert wäre. Und welche der nationalen Lösungsstrategien die beste sei, lasse sich in einer globalisierten und vernetzten Welt ohnehin kaum erkennen.

So war das zentrale Thema dieses digitalen VBEN auch nicht die Rückschau, sondern der Ausblick in die nahe Zukunft. Wie können die Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Corona-Pandemie minimiert werden? “Um die Wirtschaft wieder nach oben zu bringen, ist es wichtig, dass jetzt alle Länder gemeinsam öffnen, nicht nur einzelne. Es geht in den kommenden Wochen darum, wieder miteinander zu kooperieren”, so Kocher.

Wirtschaftlicher Wohlstand basiert heute auf Internationalisierung und Globalisierung. Ein Neustart, so Fehr und Kocher, könne daher nur gemeinsam mit möglichst vielen Ländern gelingen. “Kooperation zwischen den Ländern bedeutet nicht nur, die Grenzen zu öffnen, sondern auch gemeinsam Messinstrumente und Skalen zu finden, mit deren Hilfe wir sie auch dauerhaft offenhalten können”, erklärte Fehr. Nachsatz: “Dies zu erreichen, ist die Aufgabe von Institutionen wie der Europäischen Union.”

Kooperieren und testen

Eine essenzielle – ebenfalls grenzüberschreitende – Kooperationsleistung ist auch andere nicht anzustecken. Und bei den Maßnahmen dafür orten die beiden Diskutanten noch Aufholbedarf. Man arbeite hier noch immer mit Krankenzahlen und Ansteckungsraten. Beide liefern nur ungenügende Entscheidungsgrundlagen. Ein effizienteres Instrument sind systematische und regelmäßig durchgeführte randomisierte Tests in allen Ländern. Sie dienen dazu, eine unverzerrte Sicht und vergleichbare Indikatoren für die Infektionen zu bekommen und können als Grundlage für international abgestimmte Maßnahmen dienen.

“Wissenschaft war noch nie so wichtig”, sagt Fehr. Sie liefert die Grundlage für das Design von Regeln und Rahmenbedingungen, innerhalb derer dann Unternehmen ausprobieren können, wie ihnen der Neustart am besten und schnellsten gelingt. Um dies zu ermöglichen, haben Fehr und Kocher auch gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern und Unternehmern die globale Initiative “Test the World” gestartet, die sich für flächendeckendes randomisiertes Testen einsetzt, um damit das Hochfahren der Wirtschaft zu unterstützen.

 

Save the date: 27. Mai 2020 – The Way out of Corona: Why Testing matters. Talk between Dan Ariely and Ernst Fehr

Im nächsten digitalen VBEN diskutieren die beiden Verhaltensökonomen Dan Ariely und Ernst Fehr live auf Zoom, warum es für einen effektiven Kampf gegen Corona regelmäßige, standardisierte Tests braucht, die auf Zufallsstichproben basieren.

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